Pimp my Ferdinand


von Katharina Timmermann.

Einige Treffen später sind Frau T. und ich zu Freunden geworden. Wöchentlich lesen wir Geschichten, reden über die vergangene Woche und beschäftigen uns mit ihren Kuscheltieren.

Mein ursprüngliches Vorhaben Frau T. aus ihrem Zimmer zu locken, um ihr Wohlbefinden zu steigern, habe ich mittlerweile aufgegeben. Ein kurzer Ausflug zur Vogelvoliere, die sich im Erdgeschoss befindet, bereitete ihr deutlich mehr Unbehagen, als ich erwartet hatte. Sie klammerte sich an ihren Lieblingselch Ferdinand und wollte so schnell wie möglich zurück in ihr Zimmer. Ihre eigenen vier Wände sind und bleiben der Ort im Heim, an dem sie sich am wohlsten und sichersten fühlt.

„Langweilig ist mir am Tag hier schon“, sagte sie letzten Mittwoch bei einer Tasse Kaffee und Kuchen. Ausgehend von der Beobachtung, dass sie sich am liebsten um ihre eigens ernannte „Tierkolonne“ kümmert, möchte ich nun diese Beschäftigung im weiteren Projektprozess als Anhaltspunkt aufgreifen.

Auf die von mir ins Spiel gebrachten„Accessoires“ zur Pflege und Integration von Ferdinand in ihren Alltag, reagiert sie mit Begeisterung. Ein selbstgenähter Schlafanzug den sie ohne mit der Wimper zu zucken ihrem Weggefährten angezogen hat, schien ihr sehr zu gefallen. Frau T.’s Mimik und Körpersprache suggerieren Freude und ich bewerte diese positiven Schritte als ersten Erfolg unserer Zusammenarbeit.

Nun werde ich versuchen Ferdinand einen besonderen Platz zu bieten, so dass er einen erhöhten Stellenwert in ihrem Alltag bekommt und in ihre Rituale mit einbezogen werden kann. Ziel dabei ist es, Ferdinand in die täglichen Ritualen (wie z.B. das Umziehen, ins Bett gehen etc.) mit einzubeziehen und ihr Sicherheit im Alltag und eine zusätzliche Beschäftigung zu bieten. Da Frau T. ihr Zimmer nie verlassen möchte, könnte die fürsorgliche Versorgung von Ferdinand ihr Gefühl der Selbstbedeutsamkeit steigern.

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