Immer der Nase nach!


von Ira Ottmann.

Der Alltag im Altenheim ist oft straff strukturiert. Für individuelle Wünsche wie einen kleinen Spaziergang im Garten fehlt es manchmal an Zeit und Personal. Die Hilfe durch das Pflegepersonal ist oft notwendig, da es einem dementen Bewohner an Orientierung fehlen kann. Bewegung an der frischen Luft ist förderlich für Geist und Seele. Um eigenständige Bewegung im Garten zu fördern, habe ich in den letzten Wochen im Haus Berge an einem Leitsystem gearbeitet. Es soll sowohl einen Impuls geben, den Garten zu durchwandern, als auch die Orientierung dort zu ermöglichen. Um herauszufinden, was für die Bewohner des Haus Berge funktioniert, habe ich zunächst einen Pfeilparcours aufgebaut um zu überprüfen, ob die dementiell Erkrankten den Weg in den Garten und durch den Parcours finden würden

Die roten Pfeile wurden gut aufgenommen und waren leicht verständlich. So war eine Orientierung im Garten möglich. Einigen Bewohnern fehlte es jedoch an Antrieb, aufzustehen und einen Spaziergang zu wagen.
Um  Neugier zu wecken und die Bewohner direkt abzuholen, musste ich zurück  in die Etage“ Lilli Marleen“. Im „Raum der Stille“, ein Mehrzweckraum für besondere Anlässe im Haus Berge, habe ich durch rote Absperrbänder und Pfeile einen Indoor Parcours erschaffen. Die auffällige Installation in den, ihnen bekannten Räumen, machte viele Bewohner neugierig. Einige Mutige wagten sich direkt in den Raum und absolvierten den Parcours problemlos.

Im nächsten Schritt wollte ich erfahren, ob eine Richtung oder ein Weg auch subtiler, als durch einen roten Pfeil, vorgegeben werden kann. Der Briefkasten erschien mir als ideales Aufmerksamkeit generierendes Objekt. Den Gang zum Briefkasten kennen fast alle Bewohner. Ich fragte einen Bewohner, ob er mit mir einen Briefkasten suchen würde und mir helfen würde, einen Brief einzuwerfen. Und tatsächlich: Die Hilfsbereitschaft war groß und wir machten uns auf den Weg. Der zuvor angebrachte Briefkasten wurde erkannt und die Mission erfüllt. Eine weitere Bewohnerin wollte mir ebenfalls hilfsbereit zur Seite stehen, hatte allerdings Probleme, sich zu konzentrieren und vergaß kurz vor Erreichen des Ziels, dass wir einen Brief einwerfen wollten. Kleine Tätigkeiten des Alltags können anregend sein, allerdings muss die Länge und Komplexität des Weges verkürzt werden. In den nächsten Tagen werde ich mich nochmal stärker damit auseinandersetzen, kürzere Wege zu den Objekten der Aufmerksamkeit zu planen, andere Objekte und entsprechende Handlungmotivationen auszuprobieren und damit schnellere Erfolge für die dementiell Erkrankten zu fördern.

Meine Erkenntnis aus diesem Experiment: Ein ungewöhnliches Objekt im vertrauten Umfeld macht viele dementier Erkrankte neugierig und regt zur Beschäftigung an. Es benötigt allerdings noch zusätzliche bekannte wegleitenden Objekte (Pfeile) um nicht die Orientierung oder das Interesse auf dem Weg zu verlieren, sofern der Weg zum Objekt zu lang ist.

 

IraOttmann_Orientierung

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