von Annemarie Müller
Insbesondere im Rahmen partizipativer Projekte kann es mitunter passieren, dass man in einer Konstellation, respektive Arbeitsgruppe, nicht weiterkommt. Mit Menschen zusammen zu arbeiten, die bisher nie kreativ-gestalterisch gearbeitet haben, ist bereichernd. Aber es kann durchaus auch einmal schief laufen.
In meinem Projekt geht es darum, an Demenz erkrankten Heimbewohnern das Gefühl zu geben oder zu verstärken Zuhause zu sein. Ich habe anfangs gedacht, dass es sinnvoll wäre eng mit Angehörigen zusammen zu arbeiten, da diese die demenzkranken Bewohner mit am besten kennen. Schließlich wollte ich die individuellen Faktoren herausfinden, die dazu beitragen würden, dass die Umgebung für konkrete Heimbewohner zu einem Zuhause werden könnte.
Mir wurden auf Grund dieser Annahme eine ältere Dame und ihre Tochter vermittelt.
Doch nach etwa vier Wochen war mir klar, dass die Arbeit in dieser Konstellation für mein Projekt nicht förderlich sein würde. Deshalb nahm ich mir vor, das Pflegeheim zu wechseln.
So habe ich mich nochmal grundlegend mit meinem Ansatz und der Zielsetzung auseinandergesetzt. Mir wurde folgendes klar: wenn ich JETZT die Umgebung einer bestimmten Person für sie positiv verändern wollte, brauchte ich die momentanen Empfindungen und Gewohnheiten. Dies kann sich im Laufe einer Demenzerkrankung auch sehr schnell wieder ändern. Demzufolge konnte ich mich nicht auf die Aussagen von Angehörigen verlassen. Sätze wie: „Das hat sie immer so gewollt“ oder „Meine Mama mag keinen Blumenkohl“ waren wertlos für mich.
Um meine Fragen beantworten zu können werde ich mich alleine mit einem Bewohner oder einer Bewohnerin treffen und von der Anwesenheit näherer Angehöriger Abstand nehmen. Ich werde neue oder andere Wege und Methoden finden müssen,um den „neuen Heimatbegriff“ für mich zu erschließen, denn nur ein einfaches Gespräch mit einem dementen Co-Entwickler wird als Gestaltungsbasis nicht ausreichen.
Der erst Schritt wird sein, dieses hochkomplexe Thema des „Sich-Zuhause-Fühlens“ zu vereinfachen. Daher werde ich mir in der Zusammenarbeit mit meinem nächsten Gestaltungspartner den für ihn/sie prägnantesten Ansatzpunkt auswählen. Sei es das Thema Essen, Schlafengehen, Tagesablauf oder Hobbys. Das für die Person wichtigste oder relevanteste Thema werde ich weiter aufschlüsseln und konkret auf Vorlieben, Gewohnheiten und Empfindungen hin untersuchen. Auf diesen Ergebnissen wird am Ende der Abschluss des Projekts beruhen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es einerseits frustrierend war nochmal drei Schritte zurückzugehen, aber es hat mir noch einmal den Blick für das große Ganze geöffnet. So ist ein vermeintlicher Rückschlag letztlich nur eine Kurve auf dem Weg zum Ziel, den ich jetzt mit neuem Fokus fortsetzen kann.